Ein Blick hinter die Kulissen von "Im Lu" - Eine Geschichte von Kultur, Musik und Gemeinschaft
- von Kai Schöning
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Hey, schon mal von "Im Lu" gehört? Dieser coole Laden in Bremen ist nicht nur irgendeine Bar, sondern DER Treffpunkt für alle, die gute Vibes und noch bessere Musik lieben. Philip Engelkestock, der Kopf hinter dem Ganzen, verrät uns bei Szenenight, wie aus einer dunklen Kneipe ein leuchtender Hotspot wurde. Stell dir vor: Aus alten Gerüstbohlen wird der Tresen gezaubert und Fenster, die bis zum Boden reichen, lassen das Licht rein. Und der Name? Der kommt aus Kindertagen – „Im Lu“ war damals der Safe Spot beim Fangenspielen. Klingt nach einem Ort, an dem man einfach gewesen sein muss, oder? Schnapp dir deine Freunde, erlebe die unvergessliche Atmosphäre!
Szenenight: Wie seid ihr auf die Idee gekommen im lu zu gründen und was steckt hinter dem Konzept?
Im Lu (Philip Engelkestock): 2012 haben wir die damalige Lightplanke Bar von einem Bekannten übernommen. Der Laden war sehr dunkel. Die Eingangstür war aus Holz und nur mit einem kleinen Guckloch versehen. Die Fenster waren sehr klein und reichten nicht wie jetzt bis zum Boden. Wir haben den Laden dann in Eigenregie umgebaut und renoviert. Maßgebliche Veränderungen waren dann unter anderem neue Fenster und eine neue Tür einzubauen um den Laden freundlicher und heller zu gestalten. Im Grunde haben wir alles neu gemacht. Das Rückbuffet, den Tresen und einen Großteil der Inneneinrichtung haben wir aus alten Gerüstbolen gestaltet.
Der Name Im Lu kommt aus der Zeit als wir Kinder waren und ‚Fangen‘ gespielt haben. Es gab immer einen Platz, z.b. einen Strommasten, Baum oder ähnliches wo man im ‚Lu’ war und somit nicht fangbar. Diese Symbolik eines Safe-Place sollte das Lu als Bar widerspiegeln. Das jeder mit guter Laune willkommen ist und einen Safe Place zum Feiern und Verweilen hat. Mit einem vernünftigen Musikkonzept und den einzigartigen Blick auf den Sielwall.
Für uns, die wir im Viertel aufgewachsen sind, war und ist der Sielwall das Herz von Bremen. Der Knotenpunkt an dem alles zusammenläuft. Ob Werder gewinnt, Deutschland Weltmeister wird oder bei ähnlichen großen Anlässen, man findet sich immer am Sielwall wieder..
Wir fingen damals mit einem Musikkonzept gemischt aus Soul & Funk, Blues, Rock 60 bis 80 Jahre Musik an. Mit der Zeit veränderte sich dies mit den Fokus auf elektronische Musik. Wir spielen aber z. B. immer noch vereinzelt soul&funk und auch andere Genres. Hinsichtlich Soul&Funk ist für die nähere Zukunft auch eine Veranstaltungsreihe geplant. Davon werdet ihr aber noch früh genug in Kenntnis gesetzt 😉
Szenenight: Was macht im Lu zu einem besonderen Treffpunkt im Viertel aus?
Im Lu (Philip Engelkestock): Wie schon gesagt, der einzigartige Standpunkt mit dem großartigen Blick auf den Sielwall. Die ausgelassene Stimmung im Laden mit großartigen Mitarbeitern und Gästen. Unsere Philosophie das jeder mit guter Laune willkommen ist, ohne Rücksicht auf Herkunft oder sexuelle Orientierung. Die coolen und ehrlichen Drinks, die wir anbieten. Das Musikkonzept, die damit verbundenen DJ und zukünftigen Live Musik Veranstaltungen und die gemütliche Einrichtung unseres Ladens. Zudem kommt die besondere Bindung zwischen uns, des Lus und unseren Gästen. Im lu herrscht eine regelrecht familiäre Atmosphäre.
Szenenight: Wie wählt ihr die DJs aus und was suchst du in deren Musikstil?
Im Lu (Philip Engelkestock): Seit 2015 legen regelmäßig DJs bei uns auf. Über die Jahre hat sich ein regelrechter Pool an DJs aufgebaut, welcher aus dem Freundeskreis, ehemaligen Mitarbeitern, Stammgästen oder auch aus Leuten besteht, die sich regelmäßig bei uns vorstellen.
Wir suchen immer wieder nach DJs, welche einen coolen Stil haben, nicht zu kommerziell spielen und im besten Fall noch ein paar nette Gäste mitbringen.
Szenenight: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den DJs und Musikern, die in der Bar auftreten?
Im Lu (Philip Engelkestock): Die Zusammenarbeit gestaltet sich echt mega angenehm. Zu den meisten haben wir ja bereits ein Verhältnis und zu denjenigen, die neu dazukommen, ist schnell ein Verhältnis aufgebaut. Dadurch das wir offen, ehrlich und fair zu allen sind, baut sich schnell ein Draht auf und oft entsteht durch die Zusammenarbeit ein freundschaftliches, fast schon familiäres Verhältnis.
Szenenight: Was war bisher der unvergesslichste Abend in Im Lu und warum?
Im Lu (Philip Engelkestock): Diese Frage können wir nur aus verschiedenen Blickwinkeln beantworten. Für mich Barchef war es mein letzter Geburtstag, den ich im Lu gefeiert habe. Die Stimmung war einfach bombastisch. Die Leute haben auf den Tischen getanzt, mitgesungen und alle lagen sich in den Armen.
Für uns als Laden gab es wirklich viele Höhepunkte. Unter anderem der 07.09.2012, der Tag der Eröffnung. Es war ein großer Teil unseres Freundes-und Bekanntenkreis da. Der Laden war proppenvoll, selbst vor der Tür standen mindestens 50 Leute. Die Anteilnahme hat uns einfach überwältigt. Das bleibt bis heute ein unvergesslicher Abend! 2014 als Deutschland Weltmeister wurde, bleibt auch unvergessen. Die Leute haben so unglaublich ausgelassen gefeiert. Nach Abpfiff war der Sielwall rappelvoll, man konnte nicht mal mehr den Asphalt sehen, so viele Menschen waren am ,Eck, versammelt.
Ein weiterer Meilenstein war 2015 ,das Viertel lebt‘. Das war damals eine Initiative, die unter anderem der leider verstorbene Chef von Litfass, Norbert ins Leben gerufen hatte. Alle Bars und Kneipen im Viertel nahmen teil, um einen Weckruf zu starten, dass das Viertel ein Platz für Kultur ist. Dass das Viertel ein "Kulturschutzgebiet" ist und bleiben soll. Wir sind im Viertel aufgewachsen und dieser Tag war einfach so unglaublich. Das gesamte Viertel war voll mit Menschen. Alle waren gut gelaunt. Jeder wollte Teil von dem sein, was das Viertel ausmacht, sich fürs Viertel einsetzen und Flagge zeigen. In allen Bars und Kneipen gab es live Musik. Das war einfach eine sehr, sehr schöne Nacht mit einer überwältigen Atmosphäre.
Es gab wirklich viele unvergessliche Nächte im Lu. Ob einfach der gesamte laden zu der Musik mitgesungen hat oder man Arm im Arm am Tresen saß.
Szenenight: Wie hat sich die Bar seit der Eröffnung verändert und wie habt ihr euch den Wünschen der Gäste angepasst?
Im Lu (Philip Engelkestock): Das lu hat eine ständige Veränderung durchgemacht, auch wenn wir unseren Grundsätzen immer treu geblieben sind. ,Peace Love Music‘ oder ,Peace Love Drinks‘!
Aber natürlich gab es Veränderungen. Wir haben z.B. den Laden eröffnet, ohne Cocktails anzubieten. Heute müssen wir uns mit den Cocktails, die wir anbieten, vor niemanden verstecken. Wir arbeiten ausschließlich mit frischgepressten Limetten und Zitronensaft. Die Sirups für unsere Cocktails produzieren wir zu 95% selbst. Wir stecken wirklich sehr viel Liebe, Leidenschaft und Handwerk in unsere Drinks. Mittlerweile haben wir verschiedene hausgemachte Shots. Wir arbeiten ausschließlich mit hochwertigen Spirituosen und achten sehr auf Sauberkeit.
Verändert hat sich über die Jahre das musikalische Konzept. Mittlerweile liegt ein großer Fokus dort auf elektronischer Musik. Wir spielen aber auch vereinzelt und besonders zu bestimmten Veranstaltungen z.B. Hip Hop, RnB, Funk&Soul usw. Für die Zukunft ist nun mit ,Live Im Lu’ eine regelmäßige Veranstaltung von live Musik geplant. Erstmals wird am 07.03. um 21 Uhr ,Kerbe‘ auftreten. Eine junge Bremerin, die unter anderem schon auf der Breminale aufgetreten ist.
In der Vergangenheit hatten wir das Open Mic regelmäßig am Start. Mit live im Lu wollen wir daraufhin arbeiten, das Open Mic möglichst in diesem Jahr wieder aufleben zu lassen.
Mit den Veränderungen, die wir über die Jahre gemacht haben, sind wir den Wünschen der Gäste nachgekommen. Zumindest ist das das Feedback, das wir von den Gästen bekommen haben.
Für die Zukunft ist das ein oder andere geplant, was aber noch ein wenig Planung beansprucht und was genau wir planen wollen wir erst mal noch für uns behalten 😉
Szenenight: Welche Herausforderungen bringt es mit sich, eine Bar mit so einen einzigartigen Musikfokus zu betreiben?
Im Lu (Philip Engelkestock): Natürlich ist es viel Arbeit. Man steht in ständiger Kommunikation mit DJs, Musikern und auch mit unserem Personal. Man gewöhnt sich daran und es ist auch schön, weil man sich gut miteinander versteht und man sich es kaum mehr ohne das alles vorstellen kann. Das gehört einfach zu unserem Leben dazu und das leben wir!
Außerdem ist es immer wieder schön zu sehen, was für eine elektrisierende Stimmung im Laden herrscht. Spätestens, wenn man Gänsehaut bekommt und die Körperbehaarung sich aufrichtet, weiß man die Arbeit, die man in den Laden steckt, zu schätzen. Das ist einfach die beste Belohnung.
Szenenight: Wie integriert ihr Feedback von Gästen in das Erlebnis ‚Im Lu‘ ?
Im Lu (Philip Engelkestock): Bis jetzt haben wir eigentlich durchweg nur positives Feedback von Gästen bekommen. Insofern machen wir einfach weiter. Natürlich streben wir nach kontinuierlicher Verbesserung.
Szenenight: Welche Pläne habt ihr für die Zukunft von ,im Lu‘ , gibt es neue Konzepte und Veranstaltungen?
Im Lu (Philip Engelkestock): Wie schon vorhin erwähnt, gibt es ab jetzt die neue Veranstaltungsreihe ‚Live Im Lu‘ bei der wir regelmäßig live Musik im lu am Start bringen. Zudem ist in kommender Zeit eine DJ-Veranstaltungsreihe geplant, wo der Fokus auf Soul&Funk liegen soll. Dazu werdet ihr aber noch ausführlicher von uns hören, sobald es so weit ist.
Außerdem ist noch der ein oder andere Themenabend geplant, wozu wir uns aber bisher nicht ausführlicher äußern möchten.
Das ist quasi noch in Planung 😊
Szenenight: Wie beeinflusst die Lage an der Sielwallkreuzung die Atmosphäre und das Publikum der Bar?
Im Lu (Philip Engelkestock): Wie auch schon vorhin erwähnt ist für uns, die im Viertel groß geworden sind oder welche, zu die lange hier leben oder auch einfach nur das Viertel lieben, die Sielwallkreuzung das Herz von Bremen. Es gibt keinen Ort im Viertel, der mehr Bedeutung hat als der Sielwall.
Szenenight: Welche Bedeutung hat die lokale Kulturszene von Bremen für die Identität vom im lu?
Im Lu (Philip Engelkestock): Für uns hat die lokale Kulturszene eine sehr große Bedeutung. Je mehr in Bremen und im Viertel angeboten wird, umso mehr Leute zieht es auch in die Bars. Wir haben aber leider den Eindruck, dass der Raum für Kultur immer kleiner wird, immer mehr beschränkt ist. Besonders das Viertel sollte offiziell zum ‚Kultutschutzgebiet erklärt werden‘.
Szenenight: Was wünscht ihr euch vom Bremer Nachtleben und wie trägt die Bar dazu bei?
Im Lu (Philip Engelkestock): Das es ein starkes Clubsterben deutschlandweit gibt, ist, denke ich bekannt. Wir würden uns wünschen, dass es wieder mehr Angebot sowohl für Jung und Alt gibt.
Wir tragen in dem Sinne etwas dazu bei, mit dem, was wir tun. Wir bieten DJs eine Bühne, veranstalten ab März regelmäßig live Musik. Andere Projekte bezüglich des Lus sind geplant.
Wir denken, dass wir allein schon dadurch etwas zu dem Bremer Nachtleben beitragen. Dadurch dass unsere Gäste regelmäßig mit dem Gefühl einen coolen Abend gehabt zu haben, dass Lu verlassen und nach Hause gehen.
Szenenight: Welche Botschaft möchtet ihr mit den Lu an die Gemeinschaft und die Gäste vermitteln?
Im Lu (Philip Engelkestock): Gebt Kultur den Raum den sie verdient. Lasst das Viertel viertel sein und bleiben. Diejenigen, die im Viertel leben und sich durch das Angebot an Kultur und Nachtleben gestört fühlen, sollen sich bitte an die Tage entsinnen, in denen sie selbst jung waren.
Abschließend: Im Lu -> Peace, Love & Music!!!
Foto: Jakob Winter / winterstudios