Im Rhythmus des Bremer Viertels: Ein Gespräch mit Stefan Meichau über die Seele von Stylesucks

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In unserem Interview mit Stefan Meichau, dem Gründer von stylesucks, tauchen wir ein in die Anfänge und die Evolution einer Marke, die seit ihrer Gründung im Jahr 2002 seinen eigenen Style kreiert hat. Meichau teilt ganz persönliche, und offene Einblicke in seine ursprüngliche Vision von einem anerkannten Brand, das für coole, hochwertige Kleidung mit einem Vintage-Touch steht, und wie diese Idee im pulsierenden Umfeld Bremens Wirklichkeit wurde. Wir sprechen über seinen ganz persönlichen Stil, die kreativen Prozesse hinter den Kollektionen und die inspirierenden Einflüsse, die stylesucks in Bremen zu einem Symbol für Authentizität und Kreativkraft gemacht haben. Freut euch auf eine fesselnde Geschichte über Leidenschaft, Mode und coole Karren.

Szenenight: Wie kam es zur Gründung von Stylesucks.com im Jahr 2002, und was war deine Vision für die Marke?

Stefan: Das Abenteuer stylesucks begann gedanklich bereits 1998, die Vision war einfach und naiv: In Bremen entsteht nun ein erfolgreiches, irgendwann global populäres Brand für coole und qualitativ hochwertige Shirts, Hoodies und Accessoires mit Vintage Einschlag. 

Angefangen mit dem Baby haben wir damals dann im Jahr 2000, in diesem Jahr machte ich mich mit der Designagentur nachtlicht-media selbstständig, mit der ersten damals ziemlich aufwendigen Website, mit viel Flash, und Video und ganz viel Liebe zum Detail. Die hat dann sogar bundesweit Preise eingeheimst und uns dadurch auch ein Stück bekannter gemacht. Mit der Agentur konnte ich zeitgleich auch Dienstleister für die Marke sein, das hat natürlich auch viel Geld gespart.
 

Szenenight: Inwiefern spiegelt Stylesucks.com deinen persönlichen Stil und deine Leidenschaft für Mode wider?

Stefan: Schon immer zu 100 %, das ist sicherlich auch ein Problem, ich mache es eher für mich als für Trends und Zielgruppen und die Empfehlung von schlauen Leuten aus der Branche. 

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Szenenight: Wie sieht dein kreativer Prozess bei der Entwurf neuer Kollektionen aus? 

Stefan: Es gibt bei uns keine ganzen Kollektionen, es gibt unregelmäßig alle paar Monate ein neues Motiv, da ist irgendwann die Idee da, dann gibt es erste grobe Skizzen per Hand, dann gibt darauf basierend neue Skizzen bereits am Rechner erstellt, dann gibt es Zweifel, dann gibt es Änderungen, dann gibt es Testdrucke und Testtragen durch mich und dann wird es auf eine Auswahl unserer Basis Textilien gedruckt, in erster Linie auf Shirts und Hoodies. 

Szenenight: Gibt es bestimmte Modetrends oder historische Epochen, die dich besonders inspirieren?

Stefan: Ich hänge definitiv immer noch in den Farben und Formen der Sechziger und versuche das auch in unserem Sortiment zum Ausdruck zu bringen. Dass es nicht komplette Outfits und ein größeres Angebot in Reminiszenz an diese Modezeiten waren, liegt bis heute auch an den kleinen Budgets, die ich für das alles habe. Da muss man sich etwas fokussieren.
 

Szenenight: Musikalische Einflüsse: Wie beeinflusst Musik die Designs und Kollektionen von Stylesucks.com?

Stefan: Wenn du dir ein paar Motive angeschaut hast, dann siehst du die wohl nicht mehr zeitgemäße Begeisterung für Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Auch Letzteren liebe ich und viele meiner Freunde und Kunden, dass wird auch immer wieder visuelles Thema bei uns sein, das ist ja auch ein zeitloses Thema.

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Szenenight: Gibt es bestimmte Bands oder Musikstile, die du mit dem Geist von Stylesucks.com verbindest?

Stefan: Ich mag Rock und Blues, the Doors kann man zu meinen Favoriten zählen, auch aktuell sind es in erster Linie etwas psychedelisch angehauchte Gitarrenbands wie Colour Haze oder the Black Keys. Das ist erdige, gradlinige Musik, gemacht von echten Profimusikern mit Leidenschaft, so wollte ich auch immer stylesucks führen. 

Szenenight: Die Bremer Szene: Wie siehst du die Rolle von Stylesucks.com innerhalb der Bremer Kreativszene?

Stefan: Seien wir ehrlich, ein Großteil der aktuellen jungen Kreativen in Bremen kennt die Marke gar nicht mehr. Wir waren immer Underdog und werden es wohl auch bleiben, wir haben eine relativ feste und treue Fanbase, die gern unsere Sachen kauft, die ist aber mit uns älter geworden. Die junge Kreativszene strebt, denke ich nach ganz anderen Brands und wie unser Name „stylesucks“ schon aussagen soll, für diese ist die Marke auch einfach nicht modern beziehungsweise präsent genug. 

Szenenight: Gibt es lokale Künstler oder Designer, mit denen du besonders gern zusammenarbeitest?

Stefan: Ja, es gibt zwei Freunde von mir, mit denen ich gelegentlich neue Designs mache, wenn ich die mal nicht allein mache oder einfach auch mal nicht weiter komme. Das sind Jan und Franjo. Franjo kommt bald aus Berlin zurück nach Bremen und wird uns dann im Office wohl bei der Agentur und auch beim Label unterstützen. Das könnte zu erhöhtem Output führen, ich freue mich darauf. So viele Kooperationen mit externen Grafikern machen wir nicht, da dann der oder diese ja auch an Umsätzen beteiligt werden müsste, oder ich alternativ eine Illustration inklusive Rechte einkaufen müsste, das lohnt sich aber bei den überschaubaren Margen die wir haben für uns nicht mehr. 

Szenenight: Wie hat die kulturelle Vielfalt und kreative Energie Bremens die Identität von Stylesucks.com geprägt?

Stefan: Puh, das kann ich wirklich schwer in Worte fassen, ich denke, das ist der unterschwellige Rhythmus und der Vibe des Bremer Viertels, in dem ich seit den 90ern lebe. Ich fühle mich hier nach wie vor sehr wohl und jenes und andere geschaffene Lebensumstände wie z. B. meine Selbstbestimmung durch die Selbstständigkeit öffnen den Kopf für solche Ideen und Projekte. 

Szenenight: Nachhaltigkeit und Mode: Wie geht Stylesucks.com mit Themen wie Nachhaltigkeit und ethischer Modeproduktion um?

Stefan: Diese Themen sind eigentlich bei kleinen Brands schon lange Standard, wenn man Textilien verkauft. Ein Großteil der Klientel, welche sich für solche Nischenmarken entscheidet, legt da schon seit Jahren Wert drauf. Früher war es noch kompliziert, an gute und zugleich zertifizierte Bio Rohware zu kommen, heutzutage ist es auch im Großhandel zum Glück Mainstream, und nicht ethisch und nicht grün hergestellte Waren finden bei Veredlern wie uns fast gar keine Abnehmer mehr. Leider hat die monströse Fast Fashion Branche durch Social Media Einzug in die Kleiderschränke der Jugend gefunden, die Wertschätzung eines Kleidungsstücks und auch die Differenzierung sind so sehr schwer geworden.

Szenenight: Gibt es besondere Herausforderungen bei der Herstellung nachhaltiger Mode in der heutigen Zeit?

Stefan: Wie bereits beschrieben, man sollte die Szene etwas kennen und auf Partner setzten, die sich dieses Thema in der Produktion schon lange auf die Fahne schreiben, wir arbeiten hier seit über 10 Jahren mit den gleichen Produzenten zusammen. Am wichtigsten ist hier ja die Schaffung echter Nachhaltigkeit, mit dem Versuch, die Produkte so hochwertig und visuell besonders zu machen, dass der und die Trägerin lange Freude daran hat, und es auch nach Jahren noch mal überstreifen kann - und viel wichtiger - auch will. 

Szenenight: Lieblingsstücke und Kundenfeedback: Welches Stück aus deinen Kollektionen ist dein persönlicher Favorit und warum?

Stefan: Das ist schwer, das wechselt bei mir immer mit neuen Sachen, da bin ich dann auch eher wie ein kleines Kind, das, was ich neu habe, mag ich am liebsten:) Allerdings ist unsere reduzierte Interpretation des klassischen Totenschädels, der „deadhead“ immer noch ein Lieblingsmotiv von mir. Dieses erwecken wir ja auch immer mal wieder zum Leben, auf neuen Textilien, oder in Form von anderen Platzierungen und Größen auf der Baumwolle.
 

Szenenight: Wie gehst du mit Kundenfeedback um, und wie beeinflusst es deine Arbeit?

Stefan: Ich freue mich immer über Feedback, das ist aber heutzutage weniger geworden, früher hatten die Menschen gefühlt dafür mehr Zeit, besonders mal für ein Lob oder Anerkennung. Heute gibt es eigentlich meistens nur negatives Feedback, wenn dann die Farbe nicht gefällt oder das Teil nicht so passt wie gewünscht. Aber das ist Tagesgeschäft und wir sind immer sehr kooperativ und versuchen, jeden irgendwie mit seiner Order glücklich zu machen.

Wenn es gar nicht klappen will, gibt es einfach das Geld zurück. Für uns immer ein Wagnis, da wir ja immer noch jedes Shirt für die Kunden on demand produzieren, also bedrucken und / oder besticken. Wenn das dann nicht gefällt und an uns zurückgeht, geht es in unser Warenlager und kostet dann nur uns Geld. 

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Szenenight: Zukunft von Stylesucks.com: Wie siehst du die Zukunft von Stylesucks.com in der sich ständig verändernden Modewelt?

Stefan: Da wir uns von der „echten" Modewelt schon vor mehr als einem Jahrzehnt nicht nur bei den Umsätzen, sondern auch mental entkoppelt haben und wirklich losgelöst unser eigenes Ding machen können, begleitet uns das Label in unserem Alltag ohne Zwänge wie regelmäßige Kollektionen, der Vertrieb über Retailer wie Boutiquen, mit engen Deadlines und möglichen Zahlungsausfällen und ähnlichem Stress.

Ich geniesse es, dann mal nicht Dienstleister mit der Agentur zu sein und mit stylesucks an dem eigenen Baby zu arbeiten. Das Geld verdienen wir allerdings in erster Linie mit der Werbeagentur. Ab April werden wir unsere neuen signature Shirts mit überschaubarem Budget online bewerben, und hoffen hier noch einige Neukunden aus dem Rest der Republik zu erreichen.

Szenenight: Gibt es Pläne für neue Projekte oder Kollaborationen, die du teilen kannst?

Stefan: Wir planen mit dem "Signature Shirt" noch weitere neue Motive, wir werden ein Visual zur hoffentlich ab dem  01. April erfolgten Cannabis Legalisierung launchen, und noch zwei weitere sind in Planung.

Szenenight: Bremer Kultur und Lifestyle: Wie würdest du den typischen Bremer Stil beschreiben, und wie passt Stylesucks.com dazu?

Stefan: Ich glaube nicht, dass es einen typischen Bremer Stil gibt. Bremen ist eine kleine Großstadt mit verschieden Milieus und Szenen, und diese kleiden sich, wie überall auf der Welt, entsprechend ihres Umfelds. Was man vielleicht pauschalisiert sagen kann, ist, dass der/die Hanseat/in sich eher zurücknimmt, weniger als zu viel redet und sich auch gern etwas weniger expressiv kleidet. Daraus resultieren unsere in erster Linie gedeckten Farben in den Textilien und Drucken.

Szenenight: Welche Orte in Bremen inspirieren dich am meisten?

Stefan:  Nach wie vor das Bremer Viertel. Aber irgendwie halte ich mich auch kaum woanders in Bremen auf.

Die Bremer Innenstadt hat leider sehr verloren in den letzten Jahren, hier finde ich irgendwie keinen Grund mehr, diese zu besuchen, außer gelegentlich mal zum Essen.
 

Szenenight: Der "Lovebus" und coole Karren: Erzähl uns mehr über...

Stefan: Knallharte Fakten: Der "Lovebus" ist ein Early Van aus dem Jahre 1967, von der Firma Dodge damals in Kooperation mit einer Firma namens A.O. Smith unter dem Namen „Corey Cruiser“ für knapp 3 Jahre als Wohnmobil Version des Nutzfahrzeugs A 108 gebaut. Gibt auf der Welt wohl keine 10 Stück mehr, also schon was Seltenes, das wusste ich aber beim Kauf alles nicht. Der wurde dann jahrelang restauriert und wird nun genutzt für Festivals, US Car Treffen oder zu Kurzausflügen an die Nord- oder Ostsee. Viele Kilometer bekommt er im Jahr nicht auf die Uhr. 

Szenenight: Wie kam es zu dieser Leidenschaft für coole Karren?

Stefan: Das hat mein Senior wohl irgendwie heimlich der Muttermilch beigemengt. Bei uns ging es, seitdem ich laufen konnte, um Autos und besonders um Oldtimer. Deshalb kann ich mich wohl auch bis heute nicht wirklich mit modernen Autos arrangieren.

Szenenight: Welche Rolle spielt der "Lovebus" für die Marke Stylesucks.com und deine persönliche Verbindung zur Autokultur?

Stefan: Bus und Marke sind Herzensangelegenheiten, und dazu passen beide ja auch noch gut zusammen. Der Van stammt ja genau aus der Zeit, deren Stil ich auch im Textilen bis heute am geilsten finde. Auch das gesamte Autodesign aus dieser Zeit, über alle Hersteller hinweg, ist für mich bis heute das schönste. 

Szenenight: Welche Ratschläge würdest du jungen Talenten geben, die in die Modewelt einsteigen wollen? 

Stefan: Macht lieber was Vernünftiges! Nein, Spaß. Es ist schwierig für mich, weil ich in der Tat in einem Alter bin, in welchem ich mich nicht mehr voll befähigt sehe, jungen Designern wertvolle Tipps für den Aufbau und die Skalierung einer Modemarke zu geben. 

Die Zeiten haben sich in den 22 Jahren des Bestehens von stylesucks so verändert, dass ein zeitgemäßes Coaching für mich unter Einbindung aller neuer Tools in den sozialen Netzwerken und dem großen Thema KI nicht mehr mit gutem Gewissen möglich wäre.

Auch die Produktion von Fashion hat sich ja durch die ganzen „Print on demand“ Anbieter sehr verändert. Das war immer eine der größten Herausforderungen, zusammen mit der Logistik.

Man sollte auf alle Fälle mit ordentlich Budget in diese Branche gehen, Brandawareness muss heute bei Google und Meta teuer erkauft werden. Aktuell ist es ja eher so, dass man vielleicht danach streben sollte, eine möglichst große Reichweite als Person aka Influencer in den Netzwerken zu generieren und diese dann (aus)nutzt, indem man Merchandise von sich verkauft. Alles nicht so mein Ding.

Szenenight: Wie wichtig ist es, seiner Linie treu zu bleiben und dabei immer authentisch zu bleiben?

Stefan: Wer ist schon immer authentisch, das klingt gut, aber jeder, der ehrlich zu sich ist, wird zugeben, dass er das nicht immer war. Ich denke, wenn man danach immer wieder strebt und von Zeit zu Zeit mal schaut, ob man sich noch im Spiegel betrachten mag, ist alles gut. Das ist auch einfach eine gute Grundlage für jede Art von Job und Projekt, dem man sich widmet.

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Wir bedanken uns bei Stefan Meichau für die Zeit und die Offenheit, mit der er uns Einblicke in die Entstehung und Entwicklung von stylesucks gewährt hat. Seine Erzählungen und Perspektiven bereichern unser Verständnis für die Bedeutung von Authentizität und Kreativität in der Modebranche. Es war uns eine große Freude, die Geschichte hinter dieser einzigartigen Bremer Marke zu erfahren und sie euch näherzubringen. Für die Zukunft wünschen wir Stefan und stylesucks weiterhin viel Erfolg, Inspiration und die Treue einer Community, die die Werte und den Stil, für die stylesucks steht, schätzt. 

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