9 years stylesucks
- von Lars Kämmerer
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Das Bremer Modelable stylesucks.com ist fester Bestandteil des hanseatischen Straßenbildes. Längst ist es über die Grenzen Bremens hinaus bekannt und erfreut sich großer Beliebtheit. In diesem Jahr feiert stylesucks.com seinen neunten Geburtstag und präsentiert aktuell ein neues Design. Grund genug den Kopf hinter dem Lable zu treffen. Wir stellten Ihm bei einem Kaffee im Viertel ein paar Fragen.
Szenenight: Seit nunmehr neun Jahren betreibst Du neben Deiner Agentur Nachlichtmedia das Label ‚stylescucks.com‘. Was war eigentlich das erste Shirt und wie bist Du dazu gekommen?
stefan: Das erste "Shirt" war damals eine Auflage von vier Motiven, die hatte ich im Jahr 2000 mit dem Vorhaben gestaltet, diese über einen Copyshop für mich privat auf Shirts zu drucken. Leider merkte ich recht schnell, dass man sehr eingeschränkt ist in den Möglichkeiten, wenn man Textilien digital bedruckt. Dunkle Shirts gingen garnicht und der Druck war nach einigen Wäschen kaum noch existent. So kam es, dass eine gute Resonanz in meinem Freundeskreis mich zu einer ersten Kleinstauflage dieser vier Motive im Siebdruck ermutigte. Damit fing dann alles an, das baby "stylesucks" war geboren.
Szenenight: Seit dem hat sich viel bei Dir getan. Deine Shirts sind längst über die Grenzen Bremens hinaus bekannt, wobei Du ja bewusst auch nicht jedem gefallen willst. Getreu dem Motto ‚Sex, Drugs & Rock’n’nRoll‘ machst Du was Du willst, auch wenn es manchmal aneckt. Wie wichtig ist Dir, Dir selbst treu zu bleiben?
stefan: Einer der Gründe meiner Selbstständigkeit war und ist wohl nach wie vor der latente Wunsch nach ein bißchen mehr Abenteuer im Alltag. Wenn Du was tust, verdienst Du Geld, wenn nicht, dann nicht. Das gefällt mir. Mit allen Konsequenzen, die sicherlich viele kleine Selbstständige durchmachen, Zeiten mit wenig Jobs, wenig Geld, auch mal viel Arbeit für trotzdem wenig Geld, alles ist immer in Bewegung, das reizt mich nach wie vor.
Dieses Abenteuer dann auch noch mit dem Designen von Shirts zu bestreiten und diese Momente, wo Du wildfremde Menschen mit Deinem "Baby" auf dem Oberkörper auf der Strasse siehst, das ist einfach immer noch ein toller Moment, auch nach nun über 100.000 verkauften Shirts.
Szenenight: Im Laufe der Jahre hast Du auch viele Liebhaber aus den unterschiedlichsten musikalischen Bereichen bekommen. Independent, Rock & Heavy Metal Bands tragen stylesucks.com Shirts gleichermaßen wie DJs aus dem elektronischen Gefilde. Wie gelingt Dir dieser Spagat?
stefan: Ehrlich gesagt weiß ich garnicht, wie ich diesen Spagat hinbekommen habe, ist einfach so passiert. Ich persönlich würde auf eine einsame Insel sicherlich zu 90% Scheiben mitnehmen, auf denen Stromgitarren dominieren, aber die restlichen 10% würden sich soulige Sachen aus den Sixties und chillige Elektro Sachen teilen.
In Rockkreisen sind wir sicherlich etwas bekannter als in der elektronischen Musik, weil wir mit Shirts wie dem "Drowning the world in music" auf welchem ein Flugzeug Bassgitarren statt Bomben abwirft, und zb. dem "guitarella", der Symbiose aus einer kurvigen Dame und einer Gitarre ja die Instrumente des Rock auch abbilden. Die Fans der elektronischen Musik greifen dann eher zu anderen Motiven von uns. Ich denke, Musiker allgemein schätzen vielleicht die Art und Weise unserer Gestaltung und das "undergroundige" das die Marke stylesucks.com ausstrahlt.
Szenenight: Obwohl Du einen Onlineshop hast, liebst nach wie vor den direkten Kontakt mit den Kunden. Mit Deinem Shop im Ostertosteinweg verbindest Du auch örtlich Deine Agentur mit Deinem Label. Welche positiven Energien ziehst Du aus dieser Kombination?
stefan: Kann man ganz leicht auf den Punkt bringen: Ich lebe von der Kombination dieser beider Geschäftsmodelle. Die Agentur und das daraus resultierte Netzwerk "nachtlicht-media" ist nun bereits seit 10 Jahren am Markt, somit ist die Dienstleistung noch ein Jahr älter als das Label und bei mir immer noch der versorgende Teil. stylesucks selbst trägt sich noch nicht ausreichend, dafür sind bei unseren Kleinstauflagen die Produktionskosten zu hoch und damit die Margen zu gering. Wir nutzen ausschließlich in Europa gefertigte Rohware mit entsprechenden Nachhaltigkeitszertifikaten und bedrucken in Bremen, das ist dann nicht wirklich günstig.
Die Agentur gibt mir die finanziellen Möglichkeiten, weiter am zukünftigen Erfolg des Brands stylesucks.com zu arbeiten, gut Ding will halt manchmal Weile haben. Also einmal Pflicht mit der Agentur, und einmal die Kür mit den Shirts. Eine für mich gute Kombi für mein Seelenheil, bin mit diesem Model recht glücklich.
Szenenight: Du bist auch als Person eher ‚markant‘ – liebst Muscle-Cars, Musik mit Gitarre & Schlagzeug und bist aus der Bremer Szene nicht wegzudenken. Inwiefern beeinflusst das die Motive Deiner Kollektion?
stefan: Hmm, ich sehe mich selbst garnicht als so markant, obwohl man das für Viele ja schon ist, wenn man überzeugter 30-Tage Bartträger ist.
Da zur Zeit stylesucks ja nur aus meinem Mitarbeiter Lasse und mir besteht, ist es klar, das meine bzw. unsere privaten Vorlieben auch die Kollektion beeinflussen, viel Bedarf anAbstimmungsprozessen gibt es da nicht. Ich interessiere mich als normaler, 40-jähriger Kerl für
Sex, Drogen (Alkohol ist eine Droge!) und laute Musik, deshalb ist das auf den stylesucks Shirts was drauf ist. Ich denke, diese Vorlieben teile ich mit ganz vielen anderen Menschen, jedenfalls kenne ich davon eine ganze Menge.
Szenenight: Du bist bekannt dafür auf der Fanpage von stylesucks.com auf Facebook sehr ‚unterhaltsamen‘ & ‚anregenden‘ Inhalt zu posten. Woher nimmst Du die Ideen?
stefan: Ich bin schon seehr viel im Netz unterwegs, sicherlich ein wenig mehr als es "normal" wäre. Und wenn man sich da etwas abseits von den Mainstreamangeboten tummelt, dann findet man einfach auch täglich wirklich spannende, interessante und witzige Dinge aus aller Welt.
Ich tummele mich z.B. recht viel in der Microblogger Szene wie z.b. tumblr und auch bei Facebook bekomme ich natürlich aus der Community viele Ideen für lesens- oder betrachtenswerten Content wenn es sich - wie oft - um Bilder handelt.
Szenenight: Dein Sortiment hat sich stetig erweitert. Ob nun unterschiedliche Modelle von Shirts & Hoodies für Jungs & Mädels als auch Accessoires. Was steht als Nächstes an?
stefan: Naja, natürlich gibt es bei uns immer mal was Neues, aber im Gegensatz zu den Großen der Modebranche sind wir doch sehr "Basic" geblieben. Es gab vor 9 Jahren und auch heute bei stylesucks in erster Linie Shirts, und die wird es, so es das Schicksal will, auch in 9 Jahren noch von uns geben. Was soll der Mann im Sommer auch anderes anziehen, Shirts aus guter, alter Baumwolle wird es immer geben, wir wollen halt weiterhin davon Coole machen. Ein bißchen aneckend, ein bisschen verrucht, ein bisschen böse.
Vielleicht haben wir ja mal Glück und werden noch etwas populärer, auch ohne dickes Marketingbudget. Wenn das dann zu größeren Absatzzahlen führt und dadurch dann auch finanziell etwas mehr Spielraum für Produktentwicklungsexperimente besteht, dann wird es noch sehr viel mehr von stylesucks geben. Gerade der Accessoirebereich ist sehr spannend. Auch Unterwäsche für beiderlei Geschlecht würden wir gern machen, da gibt es noch viel Potential für gute, ungewöhnliche Sachen.